Gründungszeit

Die Gründung der Weimarer Republik hat ihre Wurzeln in der deutschen Niederlage des ersten Weltkriegs. Obwohl sich eine Fortführung des Krieges im Herbst 1918 bereits als aussichtslos darstellte, befahlt die Seekriegsleitung am 24. Oktober das Auslaufen der deutschen Hochseeflotte für eine letzte Schlacht. Innerhalb von wenigen Tagen führte dieser Befehl zu einem Aufstand unter den Matrosen, die nicht sinnloserweise ihr Leben opfern wollten, und verbreitete sich schließlich zu einer landesweiten Revolution, der sogenannten Novemberrevolution.

 
Am 7. November wurde Bayern als erster Bundesstaat zum Freistaat, also zur Republik erklärt, nachdem die Dynastie der Wittelsbacher gestürzt war. Nach und nach erging es anderen Reichsfürsten auf gleiche Weise.
Da bereits eine im Oktober durchgeführte Reform (Oktoberrevolution) die Stellung des Reichstags gegenüber dem Kaiser gestärkt hatte, war die SPD zu diesem Zeitpunkt noch bereit die Monarchie als solches zu erhalten, auch wenn eine persönliche Abdankung Kaiser Wilhelms II., aufgrund der Kriegsniederlage, vorausgesetzt wurde.

 
Die Lage spitzte sich weiter zu, als die linke SPD Abspaltung USPD für den 9. November zur Massendemonstration aufrief, auf der das Ende der Monarchie verkündet werden sollte. Um dies noch zu verhindert drängte der SPD Vorsitztende Friedrich Ebert den Reichskanzler Max von Baden dazu, am Morgen des 9. Novembers die Abdankung des Kaisers bekannt zu geben, noch bevor dieser selbst abdanken konnte. Anschließend übertrug von Baden das Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert. Kaiser Wilhelm II. floh ins Niederländische Exil als er von seiner Absetzung erfuhr.

 
Für die Rettung der Monarchie war es zu diesem Zeitpunkt längst zu spät. Immer mehr Menschen drängten in die Berliner Innenstadt um zu demonstrieren. Beim Mittagessen erfuhr der SPD Politiker Philipp Scheidemann davon, dass der Marxist Karl Liebknecht noch am selben Tag die „freie sozialistische Republik“ ausrufen wolle. Um die Initiative bei der SPD zu belassen trat Scheidemann kurzentschlossen und ohne Zustimmung von Friedrich Ebert auf den Westbalkon des Reichstagsgebäudes und rief die Republik aus. Von der Vossischen Zeitung wurden seine Worte wie folgt zitiert:

 

„Wir haben auf der ganzen Linie gesiegt, das Alte ist nicht mehr. Ebert ist zum Reichskanzler ernannt, dem Kriegsminister ist der Abgeordnete Leutnant Göhre beigeordnet. Es gilt nunmehr, den errungenen Sieg zu festigen, daran kann uns nichts mehr hindern. Die Hohenzollern haben abgedankt. Sorgt dafür, daß dieser stolze Tag durch nichts beschmutzt werde. Er sei ein Ehrentag für immer in der Geschichte Deutschlands. Es lebe die deutsche Republik.“

Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann

Etwas zwei Stunden später, um ca. 16 Uhr, trat Karl Liebknecht auf einen Lastwagen im Lustgarten des Berliner Stadtschlosses und rief seinerseits die „freie sozialistische Republik Deutschland“ aus. Die Wirkung seiner Rede blieb jedoch hinter der Scheidemanns zurück, was nicht zuletzt an der zu geringen Machtbasis des linken Flügels lag. Ausserdem konnte die SPD die USPD dazu bewegen dem „Rat der Volksbeauftragten“ beizutreten, einer provisorischen Regierung für den Übergang von der Monarchie zur Republik.

 
Die Krise verschärfte sich jedoch schon bald wieder, als es Ende Dezember zu Weihnachtsunruhen, mit ausgelöst durch meuternde Matrosen der Volksmarinedivision, kam. Die USPD-Mitglieder traten schließlich am 29. Dezember aus dem Rat der Volksbeauftragen aus und warfen der SPD vor die Revolution verraten zu haben.

 
Kurze Zeit später schlitterte die junge Republik bereits in ihre erste große Krise: Als der Rat der Volksbeauftragten am 4. Januar 1919 den Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (USPD) absetzte, sah dies die radikale Linke als pure Provokation und rief zur Großdemonstration auf. Am nächsten Tag eskalierte die Lage: Bewaffnete Demonstranten besetzen die Druckereien des Berliner Tagblatts und der SPD Zeitschrift Vorwärts. Schnell bildete sich ein von der KPD und USPD unterstützter Revolutionsausschuss mit dem Ziel die Regierung Ebert wieder zur stürzen.

 
Nachdem die am 6. Januar begonnenen Verhandlungen zwischen dem Revolutionsausschuss und dem Rat der Volksbeauftragten nach kurzer Zeit scheiterten, war die letzte Chance auf eine friedliche Lösung vertan. Der Rat veröffentlichte Flugblätter um die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen aufzurufen. Viele Arbeiter favorisierten aber weiterhin eine friedliche Lösung und eine Regierung mit allen sozialistischen Parteien.

Kämpfe während des Spartakusaufstandes

 
Ab dem 10. Januar gingen die Regierungstruppen gegen die Aufständischen Revolutionäre vor und eroberten das Hauptquartier des Spartakusbundes (Vereinigung von marxistischen Sozialisten). Kurze Zeit später wurden die Besetzten Gebäude (u.a. Vorwärts) mit Waffengewalt zurückerobert und über 100 Aufständische sowie einige unbeteiligte Zivilisten kamen zu Tode. Nachdem auch umliegende rechtsgerichtete Freikorps in Berlin einmarschiert waren um „Ruhe und Ordnung“ wiederherzustellen, kam es zu erheblichen Gewaltexzessen mit weiteren Toten. Die als „Spartakusaufstand“ in die Geschichte eingegangenen Unruhen waren blutig niedergeschmettert worden.

 
Vorbei war die Gewalt in der jungen Republik aber noch lange nicht, da die führenden Köpfe des Spartakusaufstandes nun um ihr Leben zu fürchten hatten. Am Abend des 15. Januar wurden die Marxisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von einer Bürgerwehr aufgegriffen und in das Berliner Eden-Hotel gebracht, wo sie misshandelt und verhört wurden. Noch am gleichen Abend wurden erst Rosa Luxemburg und später auch Karl Liebknecht aus dem Hotel abtransportiert und erschossen. Während man die Leiche von Rosa Luxemburg in den Landwehrkanal warf wurde die Leiche von Karl Liebknecht an eine Berliner Polizeistation übergeben.

 
Die beiden Morde führten schließlich zu neuen Unruhen, vor allem in Berlin, weswegen für die Verfassungsgebende Nationalversammlung ein anderer und ruhigerer Tagungsort gesucht wurde. Nachdem Bayreuth, Nürnberg, Jena und Weimar in die engere Auswahl kamen, entschied man sich schließlich für Weimar, wodurch auch der heute gebräuchliche Name „Weimarer Republik“ für die erste Deutsche Demokratie geläufig wurde.

 
Auf der vom 6. Februar 1919 beginnenden Weimarer Nationalversammlung wurde die neue deutsche Verfassung sowie zahlreiche weitere Staatsfragen (Recht, Flagge, Gliederung etc.) beschlossen. Noch im gleichen Monat wurde Friedrich Ebert zum ersten Reichspräsidenten gewählt und Philipp Scheidemann zum Regierungschef bestimmt. Die Weimarer Republik war nun endgültig geboren.