Der Durchbruch der Schallplatte

Seit der Mensch angefangen hat Musik zu machen war es selbstverständlich, dass diese nur live erzeugt werden und nicht 1:1 zurückholbar war. Als Speichermedium diente lange Zeit das grafische Festhalten der musikalischen Parameter, kurz gesagt Noten. Vermutlich verwendeten schon die alten Ägypter im 3. Jahrtausend v. Chr. eine Art Notenschrift, die erste belegte und heute auch entzifferte stammt aber aus dem alten Griechenland und wird je nach Quelle zwischen dem 7. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. datiert.

Mit dem Phonographen (Hier Edison mit einem Gerät von 1878) war es erstmals möglich Töne zu speichern

 
Erst im 19. Jahrhundert änderte sich dies grundlegend, als die ersten Phonographen entwickelt wurden. Erstmals in der Geschichte der Menschheit war es nun möglich Töne aufzuzeichnen und wiederzugeben. Verschiedene Weiterentwicklungen des Phonographen, bei dem die Töne auf eine Walze gespeichert werden, hielten sich noch bis in die Zeit der Weimarer Republik, erlangten aber nie den Status eines Massenmediums.

 
1880 kam dem Physiker Charles Sumner Tainter die Idee, dass eine spiralförmige Anordnung der Tonspuren auf einer Scheibe deutliche Vorteile gegenüber der Anordnung auf einer Walze hatte. So wäre die Handhabung besser und eine Vervielfältigung deutlich leichter zu bewerkstelligen. Seine kurze Zeit später entwickelten Wachs­platten konnten es allerdings nicht zur Marktreife schaffen und sind heute lediglich Museumsstücke.
Etwas später kam auch der Deutsch-Amerikaner Emil Berliner auf eine ähnliche Idee. Auch er sah die umständliche Vervielfältigung von Walzen als Hauptproblem des Phonographen und arbeitete an einer Weiterentwicklung mit flacher Anordnung der Tonspuren. 1887 hatte er den Durchbruch geschafft und entwickelte neben der ersten, damals noch aus mit Ruß überzogenem Glas hergestellten, Schallplatte auch eine Möglichkeit der einfachen Vervielfältigung mittels eines Negativs, dass quasi als Stempel für die Pressung diente. So gilt er heute als Erfinder der Schallplatte.





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In den Folgejahren entwickelte Emil Berliner die Schallplatte weiter und stellte am 16. Mai 1888 das Grammophon als Abspielgerät vor. Als er durch neues Pressmaterial 1889 auch die Vervielfältigung verbessert hatte, stand der Serienproduktion nichts mehr im Wege. Allerdings waren diese ersten Serienprodukte von, nicht nur aus heutiger Sicht, extrem schlechter Klangqualität und es war oft kaum möglich den Inhalt richtig wahrzunehmen. Die Schallplatte war zu dieser Zeit eher ein Spielzeug für Technikfreaks als ein Medium für die Massen.
Erst nach und nach verbesserte sich die Technik weiter. Ein großer Schritt war z.B. 1896 die Umstellung auf das Material Schellack, was neben der Klangqualität auch die Haltbarkeit verbesserte.

Zu Beginn des 20. Jahrhundert setzte sich die Schellackplatte als Tonträger durch

 
Anfang des neuen Jahrhundert entwickelte sich langsam eine echte Schallplattenindustrie, wobei zu dieser Zeit noch verschiedene Systeme gegeneinander antraten, u.a. wurden weiterhin andere Materialien getestet und auch die Abspielgeschwindigkeiten waren alles andere als einheitlich. Schlußendlich gewann jedoch die Schellackplatte mit 78 Umdrehungen pro Minute das Rennen und die ersten preiswerteren Grammophonmodelle kamen auf dem Markt. Der Durchbruch zum Massenmedium wurde jedoch durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen, Rohschellack war nur noch schwer zu bekommen und viele Menschen hatten ohnehin Existenzsorgen.

 
Zu Beginn der Weimarer Republik hatte es die Schallplatte noch immer schwer, da Krisen den Alltag der Bürger nach dem Krieg bestimmten. Erst nach dem Jahr der Hyperinflation 1923 fing Deutschland langsam an sich zu stabilisieren. Hinzu kam, dass ein neues Medium, das Radio, nun auch dazu beitrug Schallplatten zu nutzen und Musik für die Zuhörer zur Verfügung zu stellen.

 
Der eigentliche Durchbruch der Schallplatte wurde aber erst ab 1925 erzielt. Mehrere Firmen, u.a. auch deutsche, präsentierten ein neues Elektronisches Aufnahmeverfahren für Platten. Mittels Mikrofon konnten die Schallschwingungen fortan in elektrischen Strom umgewandelt werden der wiederum eine mechanische Kraft im Plattenschneidegerät erzeugte. Im Gegensatz zu alten Aufnahmeverfahren, mittels Metalltrichter, führte dies zu einer enormen Verbesserung der Tonqualität und zu deutlich reduzierten Kosten. Die alten Aufnahmeapparate verschwanden in kürzester Zeit vom Markt.

 
In Folge der neuen Technik, der günstigeren Preise und der steigenden Begeisterung für Musik, durchdrang die Schallplatte in den „Goldenen Zwanzigern“ alle Schichten der Gesellschaft. In der Weimarer Republik entstanden zahlreiche Plattenfirmen, die zum Teil auch sehr experimentierfreudig waren.
1928 folgte auch noch das Lichttonverfahren, welches neben dem Tonfilm auch die Möglichkeit zur Nachbearbeitung von Aufnahmen brachte.

 
Erst mit der Machtübernahme der Nazis 1933 und dem damit verbundenen Zusammenbruch der Weimarer Republik, erlebte auch die Plattenindustrie einen drastischen Einbruch. Zahlreiche Plattenfirmen wurden aufgelöst und auch viele Künstler, wie z.B. die Comedian Harmonists, bekamen Berufsverbote.
Erst nach dem Krieg erlebte die Schallplatte eine Wiederauferstehung. Weitere Technikänderungen, wie die Verwendung von synthetische Kunststoffen, machte die Herstellung noch einfacher und günstiger. Und obwohl die Platte ab den 80er Jahren von digitalen Medien wie der CD verträngt wurde ist sie bis heute nicht vollständig verschwunden und erlebt teilweise sogar eine kleine Wiederauferstehung.