Das Lichtspielhaus Schramberg

Das ehemalige Lichtspielhaus Schramberg steht geradezu exemplarisch für das Aufkommen der Filmkultur in der Weimarer Republik und der architektonischen „Neuen Sachlichkeit“, wie sie auch durch das Bauhaus verbreitet wurde.

 
Obwohl die kleine Stadt Schramberg im Schwarzwald während der Weimarer Republik nur ca. 12.000 Einwohner hatte, gewann das neue Massenmedium Film auch hier an Bedeutung. So gab es z.B. im Gasthaus Adler seit längerem Filmvorführungen, die vom Publikum dankend angenommen wurden.
Schließlich entschloss sich der deutsch-amerikanische Filmindustrielle Carl Laemmle mit seiner Universal Pictures Tochtergesellschaft Laupheimer Lichtspielbetriebe, zu einem Kinoneubau am Paradiesplatz. Engagiert wurde zu diesem Zweck der Architekt Paul Darius, der u.a. schon bekannte Lichtspieltheater in Heidelberg und Mannheim geplant hatte. Passend zur Zeit wurde das Kino nach Vorbild des Bauhaus in Form der neuen Sachlichkeit errichtet. Darius selbst unterrichtete einige Jahre später als Professor an der Bauhaus-Universität Weimar.

Franz Hützschke malte das Lichtspielhaus Schramberg um 1930

 
Die Eröffnung des neuen Kinos fand am 25. Oktober 1928 mit einer Festvorstellung statt. Der erste Film im neuen Kino war die Stummfilmkomödie Robert und Bertram (1928) von Rudolf Walther Fein. Die gesamte Festschrift zur Eröffnung des Lichtspielhauses finden sie unter https://lichtspielhaus-schramberg.jimdofree.com/chronik/.

 
Noch wenige Tage vor der Machtergreifung der Nazis wurde im Schramberger Kino der Antikriegsfilm „Im Westen nichts neues“ gezeigt. Obwohl Nazi-Blätter propagierten, dass sie sich die Herrschaften die den Film besuchen genau merken würden, erzielte der Film auch in Schramberg sehr hohe Besucherzahlen. Der damalige Kinobetreiber Eugen Taubert, ein Sozialdemokrat, musste das Kino nach dem Zusammenbruch der Weimarer Republik verkaufen. Dennoch konnte es noch lange Zeit überdauern und wurde zuletzt von Alexander Steib betrieben, der es 2005 leider schließen musste und mittlerweile verstorben ist.





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Seit einiger Zeit steht die Frage im Raum was mit dem großen kulturellen Erbe, welches das Lichtspielhaus mit sich bringt, geschehen soll. Mittlerweile gibt es sogar einen „Freundeskreis zum Erhalt des Gebäudes“. Auf der Website https://lichtspielhaus-schramberg.jimdofree.com/ werden Interessierte und Mitstreiter gesucht um das Kino wieder zu beleben.

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