Der Name Elhard von Morozowicz ist heute wahrscheinlich nur noch äusserst wenigen Menschen ein Begriff. Dabei hatte er als paramilitärischer Aktivist der Stahlhelmorganisation und einer flammenden Hassrede durchaus einen ernstzunehmenden Miteinfluss auf den Untergang der Weimarer Republik.
Morozowicz, der am 14. April 1893 das Licht der Welt erblickte, entstammt einer Adelsfamilie und schaffte es im Ersten Weltkrieg zum Oberleutnant und Rittmeister. Nachdem die deutsche Truppenstärke, aufgrund der Kriegsniederlage und dem Versailler Vertrag, stark beschnitten wurde, trat er, wie viele andere ehemalige Soldaten, dem sogenannten „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ bei.
Der Stahlhelm war ein paramilitärischer Wehrverband in Opposition zum politischen System der Weimarer Republik. Seine Weltsicht orientierte sich stattdessen an den Werten des untergegangenen Kaiserreichs.
1923 trat er darüber hinaus auch noch dem Werverband „Wehrwolf. Bund deutscher Männer und Frontkrieger“ bei, in dem er als Führer des Landesverbandes Brandenburg für mehrere Jahre ein hohes Amt bekleidete. Auch der Wehrwolfverband war republikfeindlich und hatte Anfangs organisatorische Verbindungen zum Stahlhelm.
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Besondere Bekanntheit erlangte Elhard von Morozowicz auf einer Stahlhelmkundgebung in Fürstenwalde im September 1928. Hier hielt er eine politische Proklamation die eindeutig gegen das System der Weimarer Republik gerichtet war. Diese Rede ist heute als „Fürstenwalder Haßbotschaft“ bekannt und leitete einen aggressiven republikfeindlichen Kurs des Stahlhelm ein. Der Inhalt der Rede hat je nach Quelle einige Formulierungsabweichungen. Der Historiker Johannes Hohlfeld hat sie wie folgt dokumentiert:
„Wir lieben mit ganzer Seele unser Volk und Vaterland, denn jeder deutsche Mensch und jedes Körnchen deutscher Erde ist ein Stück deutscher Staat.
Wir hassen mit ganzer Seele den augenblicklichen Staatsaufbau, seine Form und seinen Inhalt, sein Werden und sein Wesen. Wir hassen diesen Staatsaufbau, weil in ihm nicht die besten Deutschen führen, sondern weil in ihm ein Parlamentarismus herrscht, dessen System jede verantwortungsvolle Führung unmöglich macht. Wir hassen diesen Staatsaufbau, weil in ihm Klassenkampf und Parteikampf Selbstzweck und Recht geworden sind. Wir hassen diesen Staatsaufbau, weil er die deutsche Arbeiterschaft in ihrem berechtigten Aufstiegswillen behindert, trotz aller hochtönenden Versprechungen. Wir hassen diesen Staatsaufbau, weil er uns die Aussicht versperrt, unser geknechtetes Vaterland zu befreien und das deutsche Volk von der erlogenen Kriegsschuld zu reinigen, den notwendigen deutschen Lebensraum im Osten zu gewinnen, das deutsche Volk wieder frei zu machen, Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und Handwerk gegen den feindlichen Wirtschaftskrieg zu schützen und wieder lebensfähig zugestalten.
Wir wollen einen starken Staat, in dem die verantwortungsvolle Führung der Beste hat und nicht verantwortungsloses Bonzen- und Maulheldentum führt. Wir verlangen von unseren christlichen Kirchengemeinschaften, daß sie keinerlei Bindungen internationaler Art eingehen, die sie an der Aufgabe hindern, bei der politischen und kulturellen Erneuerung des deutschen Volkstums Dienst zu tun. Wir warnen die Kirche davor, an einer klaren Stellungnahme vorüberzugehen. Sie soll im Gegenteil deutschen geist kämpfenden Christentums pflegen, um der Freiheit des deutschen Volkes den Weg zu ebnen. Wir stellen diese Forderung in der klaren Erkenntnis, daß ein Freiheitskampf nur dann mit Erfolg geführt werden kann, wenn es einer kämpfenden Kirche gelingt, die Masse des deutschen Volkes auf die tiefsten Grundlagen von Gott und Christentum zurückzuführen.
Wir wissen, daß das deutsche Volk in seinem Kampf um den starken Staat noch vor schweren Erschütterungen steht. Wir fürchten diese Erschütterungen nicht, im Gegenteil, wir stählen uns und machen uns bereit, dann in die Bresche zu springen, um dafür zu sorgen, daß diese Erschütterungen nicht zum Zerbrechen, sondern zum Aufstieg des Volkes führen. Wir haben gerade in diesen Tagen gesehen, wie unsere von Pazifismus getragene Versöhnungs- und Erfüllungspolitik elend Schiffbruch gelitten hat.
Wiederum hat sich gezeigt, daß unsere Feinde hierbei Deutschland nur als Ausbeutungsobjekt für ihre politischen und wirtschaftlichen Ziele benutzen. Und so wissen wir auch, daß unsere innerpolitischen Gegner trotz pazifistischen Gefasel den Kampf gegen uns durchzuführen entschlossen sind. Unser Kampfwillen wird auf eine harte Probe gestellt werden Manche Kräfte, die von Gottes- und Rechtswegen zu uns stehen sollten, werden uns verraten. Wir werden trotzdem siegen.
Kampferprobt im Krieg, wetterhart geworden in den Stürmen der Revolution, gefeit gegen Sumpf und Morast, werden wir kommenden Kriegen, kommenden Revolutionen und auch dem Sumpf moderner Politik unser trotziges Eigenleben entgegenstellen. In dieser Erkenntnis wollen wir rückhaltlos ringen und kämpfen: Kampf dem System, das den Staat von heute regiert, Kampf denen, die dieses System durch Kompromisse stützen“
Die Presse berichtete ausführlich über die Rede und es entbrannte, sowohl innerhalb des Stahlhelms, als auch ausserhalb der Organisation, ein großer Konflikt zwischen republiktreuen Kräften und den Gegnern der Weimarer Republik.
Der damalige Aussenminister Gustav Stresemann (DVP) legte seinen parlamentarischen Parteikollegen nahe aus dem Stahlhelm auszutreten, was wiederum dazu führte, dass diese geschlossen aus der DVP austraten. Auch Paul von Hindenburg, Ehrenmitglied des Stahlhelms, wurde nahegelegt den, nun offen republikfeindlichen, Stahlhelm zu verlassen, da er als Reichspräsident der Hauptrepräsentant der Weimarer Republik war. Er sah jedoch keinen Anlass dem nachzugehen.
Elhard von Morozowicz hatte nach dem Zusammenbruch der Weimarer Republik und der Machtergreifung der Nazis noch eine kurze Karriere als Gruppenführer bei der SA, in welcher auch Stahlhelm und Wehrwolf aufgegangen waren. Ab November 1933 saß er für die NSDAP im nationalsozialistischen Reichstag, ehe ein Autounfall am 31.01.1934 sein Leben beendete.

